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Wenn die Eisbärin kommt, …!

Schülerinnen und Schüler setzen sich im Rahmen eines Klassenzimmertheaterstücks des Jungen Theaters Hof u.a. mit den schwierigen Themen Identität und Mobbing auseinander.

Sie stürmt einfach ohne zu fragen in das Klassenzimmer der Klasse 7B. Ihre Augen fixieren ständig den kleinen Bildschirm, den sie in einigem Abstand ausgestreckt vor sich hält. Dabei redet sie unaufhörlich auf ihre zahlreichen Follower ein und verkündet, dass sie heute den Weg in ihre alte Schule gefunden habe und nunmehr in ihrem alten Klassenzimmer stünde, wo in diesem Augenblick – Überraschung – ihr ehemaliger Lehrer, Herr Hauptmann, Unterricht halten würde: Die Eisbärin ist da!

Eigentlich heißt sie Valerie Bast und ist Schauspielerin am Theater Hof. In der Inszenierung von Jasmin Sarah Zamani verkörpert sie Mona in dem Klassenzimmertheaterstück „Die Eisbärin“. Als Influencerin, so heißt es auf der Homepage des Hofer Theaters, ist sie immer bereit, zu posten – egal ob Tiktok, Instagram oder YouTube! Ihre wichtigsten Fragen lauten: Wie falle ich auf? Wie setze ich mich ab? Weg vom Mainstream?

Doch dem anfänglichen Sturm folgt nach und nach eine immer nachdenklicher werdende Protagonistin, die Schritt für Schritt ihre eigene Existenz und Identität in unserer ungeheuer schnelllebigen Zeit hinterfragt. Wer bin ich eigentlich? Und so heißt es auf der Homepage weiter: Das Monologstück verhandelt nicht weniger als die großen Fragen der eigenen Existenz und der Bedeutung des Individuums heute, sofern es überhaupt „richtige“ Antworten geben kann – denn niemals vergessen: #lifesabitch, eure Eisbärin.

Ihr Handy reicht sie an einzelne Schüler und Schülerinnen weiter, fordert zum Videodreh auf, kontrolliert Einstellungen, überprüft ihre mediale Wirkung und sendet das Ergebnis augenblicklich ab. Aber mit einem Mal erinnert sie sich zurück an den Moment, als eine neue Mitschülerin in ihre Klasse kam, ein Mädchen, das mit einem einzigen vernichtenden Blick auf Monas Pullover unmissverständlich klarmachte, dass für sie, Mona, nun richtig schwere Zeiten anbrechen würden. – Und so kam es dann auch: Sticheleien, Hänseleien, Ausgrenzungen. Mona musste zur Eisbärin werden, kalt und (vermeintlich) stark, um nichts an sich heranzulassen.

Im anschließenden Nachgespräch bot sich den Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, ausführlich das eben Erlebte mit der Darstellerin zu besprechen und mit eigenen Erlebnissen in Verbindung zu setzen. Für nicht wenige im Raum war klar, dass dabei die mediale Präsenz einen erheblichen Einfluss auf die eigene Wahrnehmung hat. Doch nicht jedem und nicht jeder war gleichermaßen klar, wie gefährlich dies sein kann.

Bewusstsein dafür zu schaffen und für Themen wie Identität, mediale Präsenz und Mobbing zu sensibilisieren, waren die großen Anliegen des Hofer Klassenzimmertheaterstücks „Die Eisbärin“. – Respekt!