Am 4. Dezember 2023 fand an der Siegmund-Loewe-Schule, Staatliche Realschule Kronach II, zum wiederholten Male das Projekt „Musik für Schüler II“ statt. Es bestand aus zwei Vormittagskonzerten für die 7. Klassen und die Brückenklasse, also die ukrainischen Schülerinnen und Schüler. Dabei demonstrierten die drei Musiker Martin Fösel (Tenor), Rebekka Wagner (Violine) und Patrik Hévr (Klavier) ein Repertoire, das von barocken Sonaten über Opernarien aus Bizets „Carmen“ bis hin zu populären Soundtracks aus „Star Wars“ reichte.
In ihrer Begrüßung bedankte sich die Musiklehrerin Elke Buckreus bei den Instrumentalisten sehr herzlich für ihr Kommen. Ein Konzert mit klassischer Besetzung im Musiksaal sei etwas Besonderes, denn so bräuchten die Zuhörer nicht den langen Weg zu einem Opernhaus auf sich zu nehmen. Man müsse also nicht extra nach Coburg, Bayreuth oder Bamberg fahren, um in den kulturellen Genuss klassischer Musik zu kommen. Da nicht jeder die finanziellen Mittel für einen Konzertbesuch aufbringen könne, grenze es an ein kleines Wunder, dass es die Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation zahlreichen Schülern ermögliche, ein altersgerechtes Konzerterlebnis geschenkt zu bekommen. Viele der Siebtklässler freuten sich auch schon auf das Konzert, weil sie einmal vom Schulstress abschalten konnten, anstatt in Fächern wie Mathe und BwR den jeweiligen Lehrstoff zu pauken. Einige skeptische Stimmen von Jugendlichen gab es jedoch im Vorfeld. Sie waren der Meinung, klassische Musik sei nur für ältere Leute mit Schlips und Frack interessant. Diesem elitären Klischee konnte der Sänger Martin Fösel jedoch schnell entgegenwirken. In gekonnter Art und Weise entführte er die Teenager mit seiner Moderation in die Welt Händels, Haydns und Beethovens, sodass sie durch Informationen zu den dargebotenen Stücken die Hintergründe zur Musik leicht nachvollziehen konnten und sie aus einem anderen Blickwinkel hörten. So spannte der Tenor einen Bogen von Instrumentenkunde bis hin zu Biografien und Anekdoten der Komponisten. Die Schüler erfuhren beispielsweise, dass Telemann der erste Deutsche war, der es geschafft hatte, in einem Pariser Konzertsaal für 2000 Menschen zu musizieren. Fösel verdeutlichte nach dem Hören einer Violinsonate des Tonkünstlers, dass es sich um die Popmusik vor 350 Jahren gehandelt habe, zu der man damals gegroovt habe. Und Händel sei der Apache bzw. Ed Sheeran von heute, also ein Weltstar, der ebenfalls Millionär war. Allerdings würden dem Barockkomponisten sehr jähzornige Charakterzüge nachgesagt. So habe er beispielsweise einst eine Sopranistin, die sich geweigert hatte, ein Stück von ihm zu singen, zum Fenster hinausgehalten. Doch die Präsenz seiner Musik offenbare sich auch heute ständig. Der Tenorsänger fragte die Schüler, wer ab und zu Fußball schaue. Nach dem Hören der „Coronation anthem“ konnten sie erkennen, dass die Champions-League-Hymne auf der Händelschen Melodie zur Krönung von Königinnen und Königen basiert. Und so setzte sich das Programm fort. Das Trio ließ die Jugendlichen den Wind und die Wellen im Haydnschen „Sailor’s Song“ sowie den spanischen Lokalkolorit im „Marsch des Toreros“ (aus der Oper „Carmen“) spüren. Ferner wurde über die in jungen Jahren erblindete Komponistin Maria Theresia Paradis aufgeklärt, die aus ihrer vermeintlichen Schwäche eine Stärke gemacht hat. Sie hörte Melodien und konnte diese sofort am Klavier nachspielen. Obwohl sie eine Frau mit Defiziten war, die in ihrer Zeit beruflich eigentlich keinerlei Rechte hatte, wurde die Blinde von der österreichischen Kaiserin gefördert.
Nach weiteren Wissenshäppchen und musikalischen Schmankerln schloss das Trio das Konzert mit zwei aktuellen Hits, der Titelmusik zu „Star Wars“ und „All of me“ von John Legend ab. Dadurch wurden auch die letzten Schüler zum Wippen und begeistertem Applaus mitgerissen. Als Fazit nahmen sie mit, dass nicht nur moderne Musik faszinierend ist, sondern auch klassische Musik aufregend und attraktiv sein kann. Eine Wiederholung des Projekts wird daher von allen Seiten befürwortet. Vielen Dank!