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Klassik-Konzert an der RS II

Von Händel bis Aaron Copland

Schüler/innen der RS II und des FWG kamen in den Genuss eines klassischen Konzerts aus der Reihe „Musik für Schüler“. Die musikalische Stunde wurde gesponsert von der „Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation“.

Kronach- Das Miauen einer Katze, das Schnattern einer Ente, das Gackern eines Huhns und das Grunzen eines Schweins – Solche Klänge würde man wohl eher nicht in einem klassischen Konzert vermuten. Am Freitagvormittag gab es jedoch genau solche tierischen Laute in der Zweifachturnhalle des Schulzentrums zu hören. Martin Fösel, Rebekka Wagner und Patrik Hévr gaben hier ein Konzert frei Haus für die siebte bzw. achte Jahrgangsstufe zunächst der Siegmund-Loewe-Realschule sowie im Anschluss des Frankenwald-Gymnasiums. Die für so manche Überraschung gute klassische Stunde endete mit dem Gassenhauer „I bought me a cat“ von Aaron Copland (1900-1990) – Ein typisch englisches Scherzlied mit verketteten Strophen, in dem ein Farmer von den Eigenschaften resp. lautsprachlichen Äußerungen verschiedener Tiere berichtet – und da war natürlich allgemeines Mitmachen angesagt…  

Musik längst vergangener Zeit, für ältere Semester oder elitäre Bevölkerungsschichten – Leider lehnen aufgrund solcher Klischees viele gerade junge Menschen klassische Musik ab bzw. fühlen sich von ihr nicht angesprochen. Mit ihrem kurzweiligen, enorm vielseitigen Konzertprogramm räumte das kongeniale Trio Martin Fösel (Tenor), Rebekka Wagner (Violine) und Patrik Hévr (Klavier) mit diesem behäbig-langweiligen Image gewaltig auf. Mit großer Virtuosität und ansteckender Begeisterung zeigten die Drei, wie taufrisch dieses herrliche Musikgenre ist und wie oft wir im Alltag von ihr begleitet werden.     

Fragt man die jüngere Generation, welche klassischen Stücke sie kennt oder hört, wird man meist sicherlich ein Schulterzucken ernten. „Ihr habt in eurem Alltag öfters Berührungspunkte mit Klassik als ihr denkt“, meinte Martin Fösel, der in lockerer Art und Weise durch den mitreißenden musikalischen Überblick großer Komponisten des 17. bis 20. Jahrhunderts führte. Wirksam in der Gegenwart sei Klassik oftmals in der Filmmusik oder Werbung, weil – so der Tenor – diese Art von Musik bei den Menschen einfach etwas bewirke.

Rollende Wellen, pfeifende Winde und tobende Stürme

Ein Deutscher in London und damals der berühmteste Musiker ganz Europas war Georg Friedrich Händel (1685-1759), dessen Allegro seiner Sonate in D-Dur (HWV 371) angenehm leichte Kost bot. Wenn man als Komponist in Britannien Erfolg haben wollte, konnte eine gewisse Begeisterung für die Seefahrt nicht schaden. Der österreichische Tonschöpfer Joseph Haydn (1732-1809) setzte in seinem in den 1780er Jahren in London komponierten „Sailor´s Song“ das Matrosenleben höchst lebendig klangmalerisch um, „inklusive“ peitschender Segel, rollender Wellen, pfeifender Winde und tobender Stürme. Das zweifelsohne bekannteste Stück des Vormittags war Ludwig van Beethovens (1770-1828) „Freude schöner Götterfunken“. Die Europahymne ist eine Instrumentalfassung des Hauptthemas aus dem letzten Satz seiner neunten Sinfonie, die als die berühmteste der Welt gilt.

Zahlreiche Stücke waren den Schülern auch aus „Hänsel und Gretel“ bekannt – ohne zu wissen, dass es sich dabei um eine spätromantische Oper in drei Akten aus den frühen 1890er Jahren handelt. Die Musik stammt von Engelbert Humperdinck (1854-1921); das Libretto schrieb seine Schwester Adelheid Wette nach den berühmten Märchen der Gebrüder Grimm. Viele der Themen werden oft für Zitate von Volksliedern gehalten. Humperdinck hat sich zwar vieler Volksliedfragmente bedient, aber tatsächlich nur drei Volkslieder unverändert verwendet: „Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh?“, „Ein Männlein steht im Walde“ und „Schwesterlein, hüt’ dich fein!“. Weitere bekannte Melodien aus der Oper – zum Beispiel „Brüderchen, komm tanz mit mir“ oder der „Abendsegen“sind erst später zu Volksliedern geworden. Wippende Füße und nickende Köpfe gab es beim wohl bekanntesten Ungarischen Tanz (Nr. 5) von Johannes Brahms (1833-1897) im Publikum zu sehen. Das herrlich zeitlos-geniale Meisterwerk bildete den Abschluss des – mit zwei schottischen Folksongs eröffneten – musikalischen Highlights, vor der „tierisch“ guten Zugabe „I bought me a cat“.

Kleine Besetzung ganz groß

Bei dem anspruchsvollen Konzertprogramm verschmolz Martin Fösels facettenreicher und virtuoser Tenor ganz und gar mit den weichen, stilistisch überzeugenden Violinklängen von Rebekka Wagner. Einfühlsam nahm Patrik Hévr am Klavier die Schwingungen auf und agierte mit jenem Selbstbewusstsein, das ihn als wichtigen, aktiv mitgestalteten Teil unverzichtbar machte. Gekennzeichnet von großer stilistischer Souveränität begeisterte das Trio so mit einem Gesangklang, der sich zu einem ausgewogenen Ganzen verband, den das junge Publikum mit langanhaltendem Applaus würdigte.  

Den drei Künstlern galt abschließend ebenso der große Dank der Fachschaft Musik beider Schulen wie der „Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation“, die dieses Erlebnis – trotz Corona-Pandemie – in Kronach ermöglichte. Die gemeinnützige Stiftung wurde 1995 von Erich Fischer gegründet. Wichtiger Stiftungszweck ist unter anderem die Förderung von Kunst und Kultur, vor allem der Musik. Das Projekt „Musizieren statt Konsumieren“ wurde 1999 von Erich Fischer ins Leben gerufen, um Schüler und Erwachsene zum Musizieren anzuregen. Unter der künstlerischen Leitung von Musikdirektor Johannes Erkes wird seither „Musik für Schüler “ direkt in den Schulen veranstaltet. Bisher fanden rund 1.530 Konzerte für über 115.800 begeisterte Schüler und Lehrer statt. hs