Es ist laut. Es wird gehämmert, gebohrt, gesägt und gefeilt. Holzstaub liegt in der Luft. Maschinen wie Stichsäge oder der Excenterschleifer kommen zum Einsatz. Was sich im ersten Augenblick nach Schreinerwerkstatt anhört, findet allerdings in den Werkräumen der Siegmund-Loewe-Schule statt. Auch die erste Talentklasse muss heuer ihre handwerklichen Fähigkeiten bei der praktischen Abschlussprüfung im Fach Werken der Realschule unter Beweis stellen.
Herzustellen war ein Soßen-Butler, ein Träger für Dessertsoßen, der gerne bei Grillfeiern zum Einsatz kommen kann. Der Holzrahmen ist jeweils mit einer Schlitz- und Zapfenverbindung zu fertigen, der Boden wird angeschraubt, die Schrauben versenkt. Zugleich wird die Halterung am Rahmen verschraubt und der Rundstab angebracht. Für dieses Werkstück haben die Schülerinnen und Schüler der Talentklasse 240 Minuten Zeit. Und die Zeit von 08:00 Uhr bis 12:00 Uhr wird für die jungen Werkler die größte Herausforderung sein, denn eine genaue Planung des Werkstücks mit Zeiteinteilung wird von den Zehntklässlern vorausgesetzt.
Die beiden Werkenlehrer Maria Seubert und Dirk Fischer schauen den Absolventen genau über die Schultern, denn nicht nur das fertige Werkstück, sondern auch die Arbeitsweise, die Sauberkeit am Arbeitsplatz sowie der sichere Umgang mit Maschinen und Werkzeugen gehen in die Bewertung mit ein. Diese Note bildet dann die Hälfte der Werken-Abschlussprüfung. Der schriftliche Teil wird dann am 16.07.21 sein.
Schulleiter Uwe Schönfeld machte sich selbst ein Bild von den handwerklichen Fertigkeiten seiner ersten „Talentis“. Ein Projekt im Rahmen der Bestenförderung, welches er selbst vor 4 Jahren an seiner Schule eingeführt hat. Die Schülerinnen und Schüler haben zusätzlich zur Wahlpflichtfächergruppe I die Möglichkeit einer handwerklich-technischen Ausbildung durch das Profilfach Werken. Das ist in Oberfranken eine einzigartige, berufsorientierte und mit einem Zertifikat versehene Zusatzqualifikation. Dies verwirklicht die Kombination aus naturwissenschaftlich- technischen Zweig mit dem gestalterisch-handwerklichen Zweig und bewirkt ein breites Spektrum in der beruflichen Orientierung. So erhofft man sich einen leichteren Übergang in duale Ausbildungsverhältnisse.
Für die Talentgruppe bedeutet dies allerdings ein weiteres zusätzliches Abschlussprüfungsfach. Denn der Prüfungsmarathon an den Realschulen hat mit dieser ersten praktischen Aufgabe gerade erst begonnen. Die schriftlichen Prüfungen beginnen am Mittwoch mit dem Fach Deutsch, gefolgt von Französisch, Englisch, Mathematik, BwR und Physik. Nach der theoretischen Prüfung im Fach Werken am Freitag, den 16.07. darf dann auch die Talentgruppe ihre letzte Abschussarbeit (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) feiern.
