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Sind Sie ein Waldmensch, Herr Wolf?

Der Kinder- und Jugendbuchautor Gregor Wolf stellte an der Siegmund-Loewe-Schule den Schülerinnen und Schülern der 5. Jahrgangsstufe sein eben erst erschienenes Buch „Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche vor“.

„Der nicht angelegte, echte Wald mit seinem wunderbaren Grün spiegelt übers Jahr das ganze Leben wider und bietet ein Motiv, bei dem man ganz viel mit Geräuschen und Gerüchen spielen kann“, sagt der Kinder- und Jugendbuchautor Gregor Wolf in einem unlängst erschienenen Interview mit der Süddeutschen Zeitung am 20. November 2022 auf die Frage nach seiner Leidenschaft für den Wald. – Wer so über den Wald spricht, den muss man zwangsläufig in den Frankenwald und nach Kronach einladen.

Der in der Nähe von München mit seiner Familie lebende Schriftsteller, der ursprünglich Archäologie studiert und in Ägyptologie promoviert hat, war der Einladung der Fachschaft Deutsch der Siegmund-Loewe-Schule gerne gefolgt und stellte den Schülerinnen und Schülern der 5. Jahrgangsstufe am Mittwoch, den 07.12.2022, sein neu erschienenes Buch „Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche“ vor.

Ähnlich wie in seinem Erstling „Die abenteuerliche Reise des Leopold Morsch“ muss sich auch in diesem Kinder- und Jugendbuch der Protagonist, Etzel, ein eher etwas tollpatschiger Zauberlehrling ohne jede Erfahrung mit der Welt außerhalb der Burgmauern von Helmfried, auf eine gefahrvolle Reise begeben. Es geht um nichts Geringeres als die Rettung der schwerkranken Königin mittels eines Heiltranks und die Verhinderung einer finsteren Intrige. Hilfe erhält der unfreiwillig in dieses Abenteuer geworfene Held von seinem Pferd Ehrenwert und der jungen Knappin Gisa von Sturm.

Gregor Wolf, der den Schülerinnen und Schülern eingangs anhand einer Karte die von ihm erschaffene Welt seines zweiten Kinder- und Jugendbuchs vorstellte, las dann aus dem ersten Kapitel vor und führte seine Zuhörerschaft aus dem Wald heraus auf eine Lichtung, wo der junge Etzel Zeuge eines brutalen Überfalls auf einen Boten der Königin wird und diesem eher unbeholfen, aber doch erfolgreich mit einem Feuerzauber zur Seite steht. So beginnt Etzel Zauderkerns Abenteuermärchen, ein Begriff, den Gregor Wolf viel lieber verwendet als Fantasyroman, da er in seinen Augen viel weiter gefasst sei.

Wer von sich selber sagt, dass er ein Tagträumer sei und ständig Geschichten im Kopf habe, der braucht auch seine ganz eigene Begrifflichkeit für seine Bücher und viel Platz für Phantasie. Diese schöpft Gregor Wolf spätestens seit seinem zwölften Lebensjahr aus Pen-and-Paper-Rollenspielen, aber auch aus der genauen Beobachtung seiner Umwelt und ihrer Menschen. So kann eine Fahrt mit der U-Bahn ebenso in eine neue Geschichte münden wie das Sitzen in einem Straßencafé.

Dass der Altertumsforscher überhaupt ein Kinder- und Jugendbuch geschrieben hat, lag einerseits an seinem Wunsch, bis zu seinem 40. Geburtstag etwas wie Michael Endes „Jim Knopf“ zu Papier gebracht zu haben; andererseits war die Geburt seiner Tochter ein weiterer Auslöser, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen. Am Ende entstand sein Debut „Die abenteuerliche Reise des Leopold Morsch“, das ebenso wie „Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche“ durch den Aspekt der Reise an den niederländischen Kinder- und Jugendbuchklassiker „Der Brief für den König“ von Tonke Dragt angelehnt ist.

Bereitwillig stand der 45-jährige Autor für die vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler Rede und Antwort und verriet, dass er gegenwärtig an seinem dritten Buch schreibe. Auch hier stehe der Wald im Zentrum der Geschichte und sei einer großen Gefahr ausgesetzt. Ob er ein Waldmensch sei, wollte daher auch ein Schüler wissen. Eigentlich eher nicht, gab der Schriftsteller zu, und schilderte seine Begeisterung für Straßencafés, Spaziergänge durch die Stadt und den Besuch von Museen.

Die Helden seiner Bücher müssen aber stets auf der Reise, die sie antreten, wachsen und an den ihnen gestellten Abenteuern und Aufgaben reifen. Das ähnele in gewisser Weise auch der Arbeit an seinen Büchern, verriet Gregor Wolf. Während er am „Leopold Morsch“ sechs Jahre gearbeitet und diesen unzählige Male immer und immer wieder überarbeitet habe, brauchte er für den „Etzel Zauderkern“ lediglich ein Dreivierteljahr, da er in Zusammenarbeit mit dem Lektorat viel gelernt und sich Schritt für Schritt verbessert habe.

Am Ende dieser spannenden Autorenlesung mit ihren zahlreichen Einblicken in die Arbeitswelt eines Schriftstellers nahm Gregor Wolf die Schülerinnen und Schülern noch einmal lesend mit auf die Burg Helmfried, wo Etzel Zauderkern mit dem schwer verwundeten Königsboten ankommt und noch nicht ahnt, dass dies der Beginn eines für ihn großen Abenteuermärchens sein wird.