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Schulspiel

Chaos, Komik, Katastrophen

von Heike Schülein

Zahlreiche Gäste nahmen am Wochenende die Einladung der Schulspielgruppe der RS II in ein Nobelhotel an. Dabei lachten die Zuschauer Tränen.

Einen komfortablen Hotelaufenthalt mit Wellnessbereich und ausgezeichneter Küche eines französischen Starkochs – das hatte Thomas Hauptmann den Besuchern des Weihnachts-Theaterstücks der Kronacher Siegmund-Loewe-Realschule „Das Känguru im Fahrstuhl oder Chaos im Waldhotel Sankt Nikolaus“ versprochen. Und er sollte recht behalten. Im zum Nobelhotel umfunktionierten ehemaligen „Hairkiller“ am Kronacher Hussitenplatz kamen die Zuschauer in den Genuss von vier turbulenten Aufführungen voller Wortwitz und Situationskomik

„Was für ein Tag!“, klagt der geschaffte Portier Fritz (Noah Hauck) dem neuen Zimmermädchen Nicole (Frieda Feick) sein Leid. Als wäre es nicht schlimm genug, dass das einst angesagte Waldhotel drei seiner ehemals vier Sterne verloren hat und der Glanz früherer Tage längst dahin ist, reihen sich ausgerechnet zum Auftakt der Weihnachtssaison die Katastrophen wie am Fließband aneinander. Erst bricht sich die Hotelchefin Alma Hagedorn (Sarah Schinzler) das Bein, dann will das Finanzamt vor Weihnachten noch die Bücher kontrollieren. Das Gesundheitsamt sucht nach Kakerlaken, im Keller steht das Wasser, auf dem Dach bricht ein Querbalken, und schließlich brennt auch noch die Küche. Zu allem Überfluss schwirrt der zwielichtige Herr Kühne (Helene Stöcker) immer wieder im Hotel herum und möchte es am liebsten umgehend für einen Giga-Freizeitpark dem Erdboden gleich machen.

Rasante Inszenierung

Während bereits die ersten Gäste eintreffen, faselt der leicht verwirrte und etwas schwerhörige Schwiegervater der Hotelchefin, Claus Hagedorn (Lukas Daum), immer wieder etwas von einem Känguru (Nora Stöcker) im Fahrstuhl, das irgendwas oder irgendwen zu suchen scheint.

Eine rasante Inszenierung, gespickt mit kuriosen Einfällen, skurrilen Gags und überraschenden knackigen Wendungen – dem Regisseur Thomas Hauptmann gelang auch bei seinem neuen Weihnachtsstück, mit dem die Schulspielgruppe der Realschule bereits im sechsten Jahr die „Kronacher Weihnacht“ bereicherte, ein echter Knaller. Die junge Darstellerriege trug eine solch ansteckende Spielfreude und Leichtigkeit durch die turbulente Handlung, dass es fast nach jeder Szene laute Lacher oder spontanen Szenenapplaus gab. Da im großartigen Drehbuch immer neues Hotelpersonal, Handwerker, Rettungssanitäter, Polizei und Feuerwehr dazustoßen, war exaktes Timing gefragt. Und da stimmte wirklich alles; jede einzelne Pointe zündete.

Herrlich frisches Spiel

Einfach herrlich, wie der energische Portier versucht, im ganzen Durcheinander den Überblick zu behalten, der französische Küchenchef Remy Martin (Jessica Ritt) ein „massacre“ in seinem „Tempel der Töpfe“ verhindert und das Gesundheitsamt in Person von Erich Proper (Philip Mornhart) zarte Bande mit Pauline Elster (Leonie Löffler) vom Finanzamt knüpft. Ineinander verliebt sind auch die ehemalige Diva Thea Casparius (Enni Huth) und ihr Privatsekretär Johann Kesselhut (Marie Müller). Ein echter Publikumsliebling war der schwerhörige Schwiegervater Claus Hagedorn, der den vermeintlichen Kakerlaken mit immer schwererem Gerät an den Kragen geht. Mit Hilfe des eintreffenden Weihnachtsmanns (Mara Ströhlein, Vanessa Lienerth) geht alles am Ende gut aus – und auch die Zukunft des Waldhotels ist gerettet. Alle Darsteller, darunter Vera Teplschila aus der Ukraine-Klasse, hätten für ihr herrlich frisches Spiel wahrlich fünf Sterne verdient.

Stundenlang geprobt

So sah es auch Thomas Hauptmann. Die Liste derjenigen, denen der Schulspielgruppen-Leiter zu danken hatte, war lang; hatten sich doch viele bei den Vorbereitungen eingebracht, um das Theaterstück auch in diesem Jahr auf die Bühne zu bringen. Etwa der Lucas Cranach Campus mit seiner Geschäftsführerin Gabriele Riedel sowie der für das Gebäude verantwortliche Hausmeister Christian Schmidt, der für die Bereitstellung der beheizten Räume sorgte. Der größte Dank aber gebührte den jungen Darstellern, die auch an Feiertagen, Samstagen und in der Woche vor der Aufführung jeden Nachmittag stundenlang geprobt hatten.

Vier Mal volles Haus mit einem restlos begeisterten Publikum, das sich abschließend mit vielen lobenden Kommentaren in das Gästebuch eintrug, war am Ende der verdiente Lohn dafür.