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Realschüler zeigen Solidarität mit Flutopfern

Im neunten Jahr in Folge initiierte die RS II einen „Tag der Solidarität“. Die Realschüler erarbeiteten dabei sagenhafte 8.000 Euro. Das Geld kommt Flutopfern im Ahrtal zugute.

Die Hochwasserkatastrophe im Juli dieses Jahres, die vielen Menschen teils alles genommen hat, bewegt die Schulfamilie der Siegmund-Loewe-Realschule sehr. Nun konnte Direktor Uwe Schönfeld die nahezu unglaubliche Summe von aufgestockt 8.000 Euro für Flutopfer in Marienthal übergeben. Das Geld war beim diesjährigen „Tag der Solidarität“ zusammengekommen.

„Auch heuer leisteten wieder viele unserer Schüler freiwillige Arbeiten im Familien- und Bekanntenkreis, um Spendengelder zu erwirtschaften“, zeigte sich der Direktor stolz. Durch die alljährliche Aktion wolle man zeigen, dass Mitmenschlichkeit und Solidarität an der Schule hoch im Kurs stehen. Über den Elternbeirat der Schule besteht direkter Kontakt zum Ortsvorsteher Rolf Schmitt aus Marienthal. Dort wurde die Hochwasserhilfe Marienthal e.V. gegründet, um den gemeinsamen Wiederaufbau des Ortes zu koordinieren. 

„Marienthal ist ein Ortsteil der Stadt Bad Neuenahr im Landkreis Ahrweiler. Die Gemeinde hat 103 Einwohner und ungefähr 20 Häuser“, erzählt der BRK-ler Robert Unglaub, der als Gruppenführer Katastrophenschutzeinheit zusammen mit Kollegen des Kreisverbands Kronach vom 27. Juli bis 31. Juli im Katastrophengebiet Ahrtal eingesetzt war. Ihr unmittelbares Einsatzgebiet war Marienthal. Die Tagesabdeckung für den Sanitätsdienst wurde mit einer Schnelleinsatzgruppe Behandlung – zehn Frauen und Männer – im Zweischichtbetrieb durchgeführt, ein Rettungswagen als Nachtschicht. Ortssprecher Rolf Schmitt – gleichzeitig 1. Vorsitzender der Hochwasserhilfe Marienthal – war beim Einsatz ihr direkter Ansprechpartner, daher auch die Verbindung zum Ort als Spendenempfänger.   

„Eine ganze Woche nach der Flut am 14. Juli waren die Bewohner noch von der Außenwelt abgeschnitten: kein Strom, kein fließendes Wasser, keine Abwasserversorgung, kein Einkaufen, keine oder nur sehr eingeschränkte Kommunikation. Die Bewohner des Ahrtals hatten nichts mehr!“, verdeutlicht der Rotkreuzler. Insgesamt sind in Marienthal fünf Tote durch die Flutwelle zu beklagen. Autos und sonstige Fahrzeuge sind davon geschwemmt oder vollgelaufen und damit nicht mehr nutzbar. Alle Häuser bis auf drei sind bis mindestens Mitte des ersten Obergeschosses, teilweise auch bis zum Dachgeschoss vollgelaufen. „Es handelt sich dabei nicht nur um Wasser, sondern auch um Schlamm, versetzt mit Öl aus Heizungen, Betriebsmitteln von Fahrzeugen, Abfall, Fäkalien aus der Kläranlage und den zerstörten Abwasserleitungen, Sondermüll aus Werkstätten und einiges mehr. Der Gestank war bestialisch“, erinnert sich der Rotkreuz-Mann. Als das Hilfskontingent Oberfranken zehn Tage nach der Flutkatastrophe eintraf, waren die Häuser fast alle leegeräumt, die Straßen zum größten Teil wieder befahrbar; der Geruch aber noch da.

Bei einer Kontaktaufnahme vor ein paar Tagen wurde Robert Unglaub vom Ortssprecher auf den neuesten Stand gebracht: Die zwei komplett beschädigten Gebäude wurden mittlerweile abgerissen; ein weiteres, geräumtes und zum Austrocknen vorbereitetes Haus fiel dem Statiker und der Abrissbirne zum Opfer. Die Bewohner haben einen Verein gegründet, die Hochwasserhilfe Marienthal e.V. Dessen Satzung garantiert, dass alle Spendengelder ausschließlich in und für Marienthal verwendet werden. „Jeder, der Hilfe benötigt, bekommt welche; aber kein Bargeld. Es muss eine Rechnung oder ein Kostenvoranschlag vorgelegt werden. Der Verein prüft, ob und wie der Antragsteller versichert war. Entsprechend wird ein Teil oder die ganze Rechnung übernommen“, erläutert er.

Damit es bei zukünftigen Hochwassern keine aufgeschwemmten Öltanks oder beschädigte Heizungen mehr geben kann, plant der Verein eine zentrale Warmwasser- und Heizzentrale. Ebenso soll an den Steilhängen eine größere Solaranlage gebaut werden. Seit einigen Tagen werden Wohncontainer angeliefert und aufgestellt, damit die Bewohner die Heizperiode überstehen können. Die Häuser sind noch nicht ausgetrocknet und somit nicht bewohnbar. „Der Wiederaufbau wird noch Jahre dauern. So wie vorher wird es aber für keinen der Bewohner mehr sein!“, bekundet der Helfer, der sich im Namen aller Marienthaler bei den Schülern der RS II für ihre geleistete Arbeit und den Ehrgeiz beim Spendensammeln bedankt. 8.000 Euro seien für eine Schule sehr viel Geld. Herrn Schmitt sei diese Summe sehr nahe gegangen. „Dass gerade auch so junge Leute solche Solidarität mit ihnen völlig unbekannten Menschen zeigen, hat ihn tief bewegt. Ich kann, stellvertretend für ihn, garantieren, dass jeder Cent vor Ort gebraucht und auch verwendet wird“, betont Robert Unglaub.

Der Dank des Direktors galt ebenfalls allen Schülern sowie deren Eltern und Angehörigen für das enorm hohe Spendenergebnis, rund doppelt so hoch wie in den Vorjahren. „Manche Familien haben dreistellige Summen gespendet“, zeigt er sich gerührt. Über die Spendenverwendung habe innerhalb der Schulfamilie größte Einigkeit bestanden – gerade auch unter dem Eindruck der Schilderungen der Lehrkraft Holger Wicklein, der seitens der Feuerwehr im Katastrophengebiet im Einsatz gewesen war. „Herr Wicklein hat uns im Unterricht Bilder gezeigt und man hat gemerkt, wie sehr ihn das Ganze selbst mitgenommen hat“, erzählt die kommissarische Schülersprecherin Monika Kotschenreuther. Es sei sehr gut, wenigstens ein wenig helfen und Not lindern zu können. hs