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Planspiel „Der Landtag sind wir“

Einen Vormittag lang war die Siegmund-Loewe-Realschule Schauplatz einer politischen Bühne. Beim Planspiel „Der Landtag sind wir“ durften die zehnten Klassen selber aktiv Politiker sein, Gesetze beraten und zur Entscheidung bringen.

Kronach- Soll das „Sitzenbleiben“ abgeschafft werden? Um diese Frage ging es im Wesentlichen beim im „Landtag“ eingebrachten Gesetzesentwurf zur „Durchführung von Reformen an Bayerischen Schulen“. Fünf Schulstunden lang schlüpfte dabei die zehnte Jahrgangsstufe der RS II im Rahmen des Planspiels „Der Landtag sind wir“ in die Rolle von Parlamentariern. Und siehe da, während sich der Gesetzfindungsprozess im echten Leben manchmal über Jahre hinweg zieht, gelang dies den Nachwuchs-Politikern innerhalb von fünf Schulstunden. 

„Ich hab´s voll gefühlt“ – Beim interaktiven Lernprojekt, entwickelt von der Forschergruppe Jugend und Europa im Auftrag des Bayerischen Landtags, bekam jeder Schüler die Rolle eines Landtagsmitglieds, samt Namen und Vita, zugeteilt. Thema war die Schulreform. Bevor sich die „Parlamentarier“ zum Schlussplenum trafen, tagten sie als „Landtagsfraktionen“ der verschiedenen Parteien in unterschiedlichen Räumen. Dort wurde harte Fraktionsarbeit geleistet und an Gesetzestexten sowie Änderungsanträgen gefeilt. Eifrig wurden Argumente ausgetauscht, kontrovers diskutiert, um Formulierungen gerungen und Kompromisse gesucht.

Im Schlussplenum wurden die einzelnen Anträge abgestimmt, etwa ob das „Sitzenbleiben“ abgeschafft werden soll, freiwilliges Wiederholen einer Klasse möglich sein soll oder auch ob Klassen an Grundschulen kleiner werden sollen. Der pädagogische Nutzen musste dabei ebenso bedacht und argumentativ bearbeitet werden wie die gesellschaftlichen Effekte – zum Beispiel die Kosten, die durch wiederholte Schuljahre entstehen und die öffentliche Hand finanziert werden müssen. Die Abgeordneten kamen tatsächlich zu einer Annahme des Gesetzesentwurfs; zwar mit einigen Änderungen – das „Sitzenbleiben“ wird nicht abgeschafft – zum ursprünglichen Entwurf, aber immerhin!

„Die langen Diskussionen, sich zu einigen und alle Meinungen unter einen Hut zu bekommen, waren anstrengend“, so der allgemeine Tenor. Darüber hinaus habe es Parteien gegeben, die grundsätzlich immer gegen alles gewesen seien und sich selbst mit keinen Vorschlägen eingebracht hätten, monierten einige. Der Vormittag sei – waren sich die Zehntklässler einig – sehr interessant und man könne vieles für sich mitnehmen.     

Im Anschluss kamen auch drei echte Landtagsvertreter an die Schule. MdL Tim Pargent (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) aus Bayreuth, MdL Klaus Adelt (SPD) aus Selbitz und Sebastian Körber (FDP) aus Forchheimstellten sich den Fragen aus dem „Schülerlandtag“. Bei ihren Live-Einblicken in den politischen Alltag legten sie den Schülern ans Herz, sich selbst für die Allgemeinheit zu engagieren. Der spätere Beruf spiele dabei keine Rolle. Jeder könne sich einbringen.

Unter den Nägeln brannten den Jugendlichen insbesondere Fragen wie die Legalisierung von Cannabis, eine Senkung des Wahlalters auf 16 Jahr sowie der Bereich Wohnungspolitik – konkret die Einführung einer Mietpreisdeckelung als auch eine Bau-Offensive von Sozialwohnungen bzw. günstigen Wohnungen. Verbote, darin zeigten sich die drei Abgeordneten sicher, brächten nichts. Vielmehr bedürfe es eines aufgeklärten und verantwortungsbewussten Umgangs mit Cannabis. Alle drei sprachen sich auch für eine Senkung des Wahlalters aus sowie den verstärkten Bau von günstigen Wohnungen. Besonders interessierte die Zehntklässler die Waffenlieferungen an die Ukraine – unter dem Vorhalt, dass dies zu einer Verlängerung des Krieges und noch mehr Toten führe. „Natürlich wünschen wir uns Frieden“, erklärte Tim Pargent. Aber was wäre das für ein Signal, wenn jemand ein Land völkerrechtswidrig überrolle und nichts passiere? Eventuell wäre dies auch Motivation, weitere Teile Europas zu überfallen. Ähnlich sahen dies seine beiden Landtagskollegen. „Das ist ein brutaler, filmreif eingefädelter Angriffskrieg“, klagte Sebastian Körber an. Waffen bereitzustellen sei keine schöne, aber eine richtige Entscheidung. Klaus Adelt zeigte sich indes sicher, dass Kriege heutzutage nicht mehr auf militärischem, sondern vielmehr auf wissenschaftlichem Wege entschieden würden. Hierzu zählten insbesondere Drohnen, die alles ausspionierten. Was ihn jedoch etwas störe, sei die Mentalität: „Ihr habt zehn schöne Panzer; die wollen wir auch haben!“