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Drechselkurs der Talentschüler

Im Handumdrehen zum Meisterstück

Die Talentklasse der RS II bekommt einen Einblick ins Drechseln. Unter der Anleitung eines Handwerksmeisters entstehen kleine Kunstwerke.

Holzstaub erfüllt die Luft in den Werkräumen der Siegmund-Loewe-Realschule. Fachmännisch setzen Nick, Johannes und Jakob ihren Rohling auf die Drechselbank, um sogleich die Späne nur so fliegen zu lassen. Schon bald türmt sich eine zentimeterhohe Schicht auf dem Boden. Kurz vor den Weihnachtsferien erproben sich hier die drei Jungs inmitten weiterer Talentschüler in der schönen alten Handwerkskunst des Drechselns. Unter Anleitung von Drechselmeister Erich Spreng stellen die in zwei Gruppen aufgeteilten „Talentis“ in zwei aufeinanderfolgenden Workshops praktische Pfeffer- und Salzstreuer wie auch dekorative Kerzenständer her.

Mobile Drechselwerkstatt

Erich Spreng hatte hierfür seine mobile Drechselwerkstatt mitgebracht, sodass für jeden eine eigene Drehbank zur Verfügung stand. Zunächst führte der Ingolstädter, der seit rund 20 Jahren derartige Workshops an Schulen hält, die Talentschüler in die Kunst des Drechselns ein. Seine eigene Begeisterung war ihm anzumerken, als er seine mobile Drechselwerkstatt mit den mitgebrachten Modellbau-Drechselmaschinen und den Werkzeugen sowie die erforderlichen Arbeitsschritte und die verschiedenen Holzarten vorstellte. Nach der kurzen Einweisung ging es dann in die Praxis. Um ein Gefühl für Material und Werkzeug zu erhalten, konnten die jungen Handwerker zunächst an einem Probestück üben. Im Anschluss fertigten sie aus vorbereiteten Rohlingen jeweils ein Salz- und Pfefferstreuer-Set als Werkstück, das sie nach eigenen Vorstellungen individuell gestalten konnten. Gleiches galt für ihr Meisterstück in Form eines kunstvollen Kerzenständers. Im Handumdrehen entstanden wunderbare Einzelstücke, die mittlerweile sicherlich für viel Freude unter dem Weihnachtsbaum gesorgt haben.

Zu den 25 Talentis gehören auch Nick, Johannes und Jakob, denen der Drechsel-Kurs sehr gut gefiel. Überrascht zeigten sie sich davon, wie mit relativ wenig Übung bereits filigrane Muster an der Drehbank entstehen können. „Je konzentrierter, sorgsamer, sauberer und langsamer man arbeitet, desto feiner und besser das Ergebnis“, so das Resümee der drei Schüler, während sie gerade ihren handgefertigten Unikaten mit dem Schleifpapier den letzten Schliff geben.

Chef legt selbst Hand an

Schulleiter Uwe Schönfeld machte sich nicht nur vor Ort ein Bild von den handwerklichen Fähigkeiten der Talentis, sondern legte auch selbst Hand an und fertigte ein kleines Meisterstück. Er war es auch, der die Talentklasse – ein Projekt im Rahmen der Bestenförderung – an seiner Schule eingeführt hat. Die Schüler und Schülerinnen haben zusätzlich zur Wahlpflichtfächergruppe I die Möglichkeit, einer handwerklich-technischen Ausbildung durch das Profilfach Werken. Das ist in Oberfranken eine einzigartige, berufsorientierte und mit einem Zertifikat versehene Zusatzqualifikation. Sie verwirklicht die Kombination aus naturwissenschaftlich-technischem Zweig mit dem gestalterisch-handwerklichem Zweig und bewirkt so ein breites Spektrum in der beruflichen Orientierung. Damit erhofft man sich einen leichteren Übergang in duale Ausbildungsverhältnisse. Das Projekt gibt es an der RS II seit gut vier Jahren; die allererste Talentklasse hatte in diesem Sommer ihren Abschluss gemacht.

Auch mit den Leistungen der aktuellen Talentis zeigte sich Werklehrerin Maria Seubert sehr zufrieden – ebenso wie Erich Spreng, der zuletzt vor 15 Jahren im Landkreis Kronach – damals an der Gottfried-Neukam-Mittelschule einen solchen Kurs gegeben hatte. „Die Schülerinnen und Schüler haben mit viel Eifer gearbeitet und großes handwerkliches Geschick gezeigt“, lobte er. Das Schöne am Drechseln sei auch, dass man relativ bald zu Erfolgserlebnissen komme.

So sahen dies auch die Talentis, als sie mit ihrer kleinen Sammlung an neuen Werk- und Meisterstücken stolz wie Oskar den Workshop verließen.