Ihrem Namen alle Ehre machten am Mittwoch und Donnerstag die „Bunten Abende“ der RS II. Die Schüler und Schülerinnen brannten im Kreiskulturraum ein Feuerwerk aus Tanz, Theater und Musik ab.
„Schließe deiner Lippen beständig offene Pforte und weite deiner Ohren Tor“ – Wunderbare Wortschöpfungen waren es, die Thomas Hauptmann seiner Schulspielgruppe förmlich auf den Leib schrieb. Die wieder einmal famos aufspielende Darstellerriege nahm ihr verzaubertes Publikum dieses Mal mit auf eine eindrückliche Zeitreise in die prunkvolle Welt des Barock, inklusive pompöser Kleidung, hochtoupierter Perücken, überladenem Kitsch und gleich mehreren Love Stories, die – man kann es vorweg nehmen – allesamt ein Happy End fanden. Hierzu hatte der Regisseur auch eine Kunstsprache erfunden, wie man eventuell im 17. oder 18. Jahrhundert geredet haben könnte. Aufmerksames Zuhören war dabei angesagt; wäre es doch schade um jedes einzelne Wort gewesen, das man nicht verstanden hätte.
„Schülergenerationen kommen und gehen. Neue Projekte werden angestoßen. Die Schule ist ständig in Veränderung. Aber die bunten Abende haben schon seit vielen Jahren Bestand“, sinnierte der stellvertretende Schulleiter Steffen Rost bei der Begrüßung am Donnerstag, dass es das Highlight noch vor ihm an der Schule gegeben habe. Das Highlight sei wie ein Spiegelbild des von Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn geprägten Schullebens an der RS II, die die Talente der Schüler in allen Bereichen – auch außerhalb der schulischen Leitungen – erkenne und fördere. Sehr freute er sich, wie auch schon Direktor Uwe Schönfeld tags zuvor, über erneut zwei Mal volles Haus. In Reihen des Publikums fanden sich auch zahlreiche Ehrengäste aus der Politik und des öffentlichen Lebens sowie viele ehemalige Schüler und Kollegen. Sie alle wurden für ihr Kommen mit einem gut dreistündigen Kracher-Programm belohnt, bei dem – unter charmanter Moderation der drei Schülersprecher Philip Mornhart, Lucie Stöckert und Emma Schneider – wirklich alles dabei war: Chorgesang, Gesangs- und Instrumental-Solisten, Blasensembles, Tanz und Theater u.v.m.
Titelhelden unserer Kindheit
Im Laufe der Abende spielten sich verschiedene Musikgruppen unter Leitung von Franziska Liebermann und Elke Buckreus mit klanggewaltigem Sound durch eine breite musikalische Vielfalt, bei dem im Publikum ein Stillstehen der Füße schier unmöglich war. Das Bläserensemble, die Musikklassen 5 b und 6 b brachten insbesondere zeitlose Filmmusik aus bekannten Kinderserien zum Klingen, die wir alle so geliebt haben. Zu Ehren kamen unter anderem eine weltbekannte Honigbiene, ein Gemütlichkeit liebender Bär, Bert und Ernie aus der Sesamstraße sowie das stärkste Mädchen der Welt. Gemeinsam mit dem berühmtesten Geheimagenten der Welt gingen die Musikklassen 5 b und 6 b mit Unterstützung des Bläserensembles auf Verbrecherjagd. Doch auch darüber hinaus war der Melodienreigen weit gespannt – von Vivaldis „Frühling“ aus den „Vier Jahreszeiten“ über den Beatles-Klassiker „Hey Jude“ bis hin zu einer ganz auf die RS II zugeschnittenen Version des unverwüstlichen „Hardrock Blues“. Wie es an der Schule alltäglich kurz vor Unterrichtsbeginn so zugeht, verdeutlichte das von der Klasse 5 c erdachte und vorgetragene Sprechstück „Der ganz normale Wahnsinn“, dessen Titel wahrlich Programm war. Stampfen, Klatschen, Patschen und Schnippen – Dass man auch mit seinem Köper Musik machen kann, zeigte der Body Groove der Klasse 7 zum Dance-Popsong „Bad Habits“ von Superstar Ed Sheeran. Für gute Laune sorgte der sauber und harmonisch intonierende Schulchor mit dem hinreißenden Kinderlied „Zwei kleine Wölfe“ sowie „Sarà perché ti amo“ der italienischen Popgruppe „Ricchi e Poveri“ aus dem Jahre 1981. Etwas fürs Herz war der Auftritt des Gesangs-Duos Vanessa Schwägerl und Lea Wachter, die mit viel Gefühl den Rihanna-Schmachtfetzen „Stay“ darboten – wunderschön, Gänsehaut-Feeling pur! Räder, akrobatische Luftsprünge, Spagat und dabei immer lächeln – Einen atemberaubenden Auftritt legte das Solo-Tanzmariechen Julia Beierkuhnlein aus der Klasse 8 a hin. Das Publikum tobte.
Das Leben ist bunt, die Gesellschaft vielfältig und die Menschen sind unterschiedlich. Genauso bunt, vielfältig und unterschiedlich war das mit witzigen Gags, skurrilen Einfällen und Anlehnungen an Klassiker der Weltliteratur gespickte Theaterstück „Barock´n´Roll“. Bei ihren Recherchen in der Schlossbibliothek für ihr ungeliebtes Referat über die Fürstenhochzeit 1724 geraten die RS II-Schüler Luise und Johannes in eine Zeitschleife, wobei sie just in die Vorbereitung zu diesem Jahrhundertereignis vor 300 Jahren in aller barocker Prachtentfaltung landen. Die Geschichte mit viel Musik in mehreren Sprachen, Tanz und einer wunderbar poetischen Sprache handelt von Mut und Fremdsein, Freundschaft und Zusammenhalt, Anderssein und Toleranz. Nicht nur die Nachwuchsdarsteller selbst hatten offensichtlich viel Spaß an der Zeitreise, auch das Publikum spendete immer wieder Szenenapplaus. Beim grandiosen Finale standen dann nicht nur Thomas Hauptmann die Tränen der Rührung und des Stolzes in den Augen. Ganz großes Kino; Chapeau!